Projektwoche 2018

(Kommentare: 0)

„EIN EINIGES EUROPA WÄRE DAS ENDE DER KRIEGE UND ES WIRD KOMMEN, ABER WANN?“

Ernst Ludwig Kirchner

Foto: Dr. Joest Leopold, 2018 

Wer hätte am 08. Mai 1945, angesichts der totalen Zerstörung Europas, gedacht, dass Kirchners Vorstellung zur Realität werden könnte, dass gerade Deutschland, dem die Tragödie des 20. Jahrhunderts zuzuschreiben ist, dabei eine führende Rolle einnehmen und zum Garant für Frieden und Stabilität auf diesem Kontinent avancieren würde? Wahrscheinlich hätte es eines sehr großen Vertrauens in die Gestaltungskraft unseres Landes und in das Gute im Menschen bedurft, um diese Vision explizit sehen zu können. Doch heute dürfen wir feststellen, dass trotz aller Zerwürfnisse zumindest ein vereintes Europa existiert und dass es sich auf dem Weg zu einem multikulturellen Staatengefüge befindet. Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu leisten auch unsere Schulen, die seit Jahrzehnten bemüht sind, Austauschprogramme mit Schulen anderer europäischer Länder zu organisieren und in lebendige Partnerschaften zu überführen. Die Überwindung von ideologischen Gräben stand am Anfang – vor allem bei Begegnungen mit Frankreich – und der Beginn einer europäischen Identität ist die Frucht dieses Engagements, das unablässig weiter betrieben werden muss! Gerade in unserer Zeit, in der wir immer lautere Kritik an einem solchen Gemeinwesen hören, bedarf es der Besinnung auf die gemeinsamen Wurzeln und Ziele, um den Aufstieg fortsetzen zu können, der uns auf den europäischen Gipfel führen soll. Als Europa-Schule hat sich die Peter-Ustinov-Schule in Hude schon seit einigen Jahren ein diesbezügliches Profil erarbeitet, das nicht versteckt werden muss: Schüleraustauschprogramme mit Frankreich, Polen und Italien verbinden uns mit bedeutenden Bündnispartnern, die Integration zahlreicher Lernender aus europäischen und nichteuropäischen Ländern beweist die humanitäre Dimension unserer Kulturen im Kleinen, vor Ort und so war es naheliegend, dass wir unsere diesjährige Projektwoche einmal unter das Motto „Europa“ stellen wollten!

Foto: Dr. Joest Leopold 2018 

In der Woche vom 13.08. – 17.08. erarbeiteten die Klassen mit ihren Lehrkräften Themen, die in den Rahmen dieses Mottos passten und präsentierten ihre Ergebnisse am 18.08. einer interessierten Elternschaft. Neben landesspezifischer Küche gab es klassische Informationen und Quiz zu Ländern und Kulturen sowie nachhaltige Gestaltungen von Schule und Klassenräumen. Dabei fanden die unterschiedlichsten Präsentationsformen – vom Plakat über das Buffet bis zur Beamerprojektion – Eingang in die Ergebnisdarstellung. Die Begeisterung unserer Lernenden wuchs mit jedem Tag der Arbeitsphase und die Freude am Gelingen war überall spürbar. So hat sich auch in diesem Jahr wieder gezeigt, dass Lernen auch abseits der fünfundvierzigminütigen Zeitraster stattfinden und alternative Wege gehen kann. Das gemeinschaftliche Arbeiten an Projekten stärkt die Teamfähigkeit und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Lerngruppen. Interessant ist dabei, dass diese pädagogischen Ziele, die gleichen Ziele sind, die auch Europa zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen lassen. 

Foto: Dr. Joest Leopold 2018 

Neben den übergeordneten pädagogischen Vorhaben wollen wir - auch in der Zukunft - die Individualisierung von Schule und Außengelände vorantreiben. In einem ersten Schritt konnte während der Projektwoche ein europäisches Kräuterbeet angelegt und mit großzügiger Elternhilfe fertiggestellt werden. Für die Betreuung und Pflege dieses arbeitsintensiven Projektes wird die Klasse, der das Beet zu verdanken ist,  selbstständig sorgen. Nachhaltigkeit bedeutet also auch Engagement über die Projektwoche hinaus, so dass ebenfalls ein langfristiger pädagogischer Nutzen zu erkennen bleibt.

Foto: Dr. Joest Leopold 2018 

Tatsächlich stellt unsere Projektwoche nur ein kleines Teilchen im anstrengenden europäischen Identitätsfindungsprozess dar. Doch es sind gerade diese kleinen Bausteine an der Basis, die das gemeinsame Haus Europa zusammenfügen und helfen, nationalen Chauvinismus und die daraus resultierende mentale Eiszeit zwischen den Völkern abzubauen. Je stärker wir dabei die heranwachsenden Generationen integrieren, desto nachhaltiger wird das Ziel verfolgt, dem Haus Europa nicht nur ein brüchiges Gerüst der Vereinigung, sondern ein stabiles Fundament der Einigkeit zu schaffen.

Jorma Puranen, Icy Prospects 16 (Detail), 2005

Text: Dr. Joest Leopold

 

Zurück