Unbekannter im Eis - Ausflug der 5. Klassen in das Landesmuseum Oldenburg
---Tatort: Ötztaler Alpen --- Jahr: 1991 --- Fund: Unbekannter im Eis --- Scena del crimine: Alpi Venoste --- Anno: 1991 --- Ritrovamento: Persona sconosciuta nel ghiaccio glaciale---
Wissen Sie noch, lieber Leser, wie viel Bilder auf einen gängigen Kodak Farbfilm passten? 36. Und wissen Sie noch, wie genau man sich überlegt hat, wofür man das letzte verbleibende Bild nutzen wollte? In Zeiten unbegrenzten Speicherplatzes und Smartphones war es für die SchülerInnen des 5. Jahrgangs unserer Schule schwer zu verstehen, welche Bedeutung nur ein Foto haben kann. Allerdings war es relevant für den zu lösenden Fall, denn die SchülerInnen tauschten den Klassenraum gegen die Detektivarbeit. Die knapp 90 Kinder des aktuellen 5. Jahrgangs erforschten den wohl ältesten Kriminalfall der Geschichte:
1991 hat ein Wanderer Ehepaar eben besagtes 36. Foto genutzt, um einen im Eis Erfroren zu fotografieren. Sie waren in den Ötztaler Alpen unterwegs auf einer Wandertour. Damit der Fund dokumentiert wurde, nutzen sie ihr letztes verbleibendes Foto und berichteten dem nächsten Hüttenwirt. Dort beginnt die kriminologische Geschichte. Österreich und Italien waren sich zunächst nicht einig, wer zuständig sei. Italien lehnte gelassen ab, ihnen fehle niemand. Österreich war beflissen genug, ein Rettungsteam zu schicken. Wie die Polizisten auch, erforschten die Schüler im ersten Schritt, wer der Tote im Eis sein kann. Dazu wurden das Foto, Zeugen Aussagen und Untersuchungsergebnisse zusammengefügt. Sogar der berühmte Bergsteiger Reinhold Messner konnte als Zeuge aussagen. Tatsächlich gab er den entscheidenden Hinweis, dass es sich nicht um einen modernen Menschen handeln konnte, denn ein Pfeil mit einer Spitze aus Stein wird neben der Leiche gefunden. Somit war klar, es musste sich um einen Menschen handeln, der mindestens 1000 Jahre alt war. Bis zu dieser Erkenntnis war Ötzi Österreicher, nun ist aber das Interesse Italiens geweckt. Dass Ötzi weitaus älter ist, wird sich erst in den folgenden Untersuchungen bestätigen - die im Übrigen bis heute andauern.
In liebevoller Kleinarbeit wurde in der Ausstellung im Oldenburger Museum für Natur und Mensch der Tatort nachgestellt, die Besitztümer des Neandertalers aufgearbeitet und sogar sein letztes Essen für die Schüler präsentiert: Steinbock Fleisch und Einkorn.
Nach und nach mehren sich die Hinweise, dass es sich bei Ötzi um einen Mord handelt. Welches Motiv damals ausschlaggebend war, dass Ötzi gestorben ist, bleibt bis heute unklar. Jedoch liefert der Fund spektakuläre Einblicke und ermöglicht neue Erkenntnisse über das Leben in der Steinzeit.
Nach einer einstündigen Führung sind die Fünftklässler fertig mit der Detektivarbeit: Das Motiv für den Mord ist nicht eindeutig zu klären. Ötzi bleibt jedoch ein spektakulärer Fund.
Damit noch mehr Steinzeit erlebbar wurde, schloss sich noch ein Workshop für die SchülerInnen an, in dem sie selbst Feuer machen. Bei kalten Februar Temperaturen kamen allen schnell Gedanken, dass es nicht so einfach gewesen sein muss, ohne Heizung, Fenster und vor allem Supermarkt.
Nach drei intensiven Stunden ging es dann mit vielen neuen Erfahrungen im Gepäck wieder nach Hude. Wir danken dem Landesmuseum für Natur und Mensch herzlich für das Engagement und die spannende(n) Geschichte(n).
Und wessen kriminologisches Interesse geweckt ist, der kann die Ötzi Sonderausstellung noch bis zum April 2024 besuchen, um selbst auf Spurensuche zu gehen.
Bericht: Wiebke Dobe