Wochenrückblick - Respekt, Toleranz, Gemeinschaft
Beim Wort „Wochenrückblick“ erscheinen den SchülerInnen der Peter-Ustinov-Schule wohl vor dem inneren Auge die ausgedruckten A4-Zettel, die die Klassenlehrer in den Jahrgängen 5 und 6 immer freitags verteil(t)en.
In diesem Wochenrückblick soll es aber nicht um vergessenes Schwimmzeug oder fehlende Hausaufgaben gehen, sondern um einen Einblick in das Schulleben. Wir legen gemeinsam eine Lupe auf das Schulleben mit den drei Schlagworten, die das Leben und Lernen an der PUS prägen sollen: Respekt, Toleranz, Gemeinschaft.
RESPEKT
Zu Beginn dieser Woche war eine 9. Klasse gemeinsam mit Dr. Joest Leopold in Hamburg, um die Gedenkstätte Neuengamme zu besuchen.
Das ehemalige Konzentrationslager und seine Außenstätten haben bis heute nichts von ihrer schrecklichen Unglaublichkeit verloren. Angesichts der unfassbaren Mordtaten an Menschen und der vorhergegangenen Dehumanisierung war den Lernenden eine Anspannung anzumerken, als sie die Gedenkstätte betraten. Trotz der intensiven Beschäftigung im Unterricht, löst der Direktkontakt mit den Örtlichkeiten immer wieder andere Formen der Betroffenheit aus. Die Gedenkstätte Neuengamme bleibt im Kopf, egal, in welchem Alter man dort sein darf. Besonders die Ausführungen über den Alltag der Häftlinge (auch damals im November bei 4° Außentemperatur und Nieselregen) bleiben den Lernenden im Kopf. Die Kluft zwischen dem Leben der Häftlinge damals in gestreiften Baumwollanzügen und dem heutigen Gedenken in winddichten Outdoorjacken könnte größer kaum sein.
Gerade dieses gilt es durch die Gedenkstättenfahrten zu evozieren, um daraus eine Erkenntnis zu entnehmen, die im NIE WIEDER IST JETZT münden muss!
In einer Zeit, in der rechtsextreme Gedanken und Ideologien immer mehr in unserer Gesellschaft Gehör finden, bedarf es der Anstrengung aller, um dieser Tendenz entgegenzuwirken. Eine Empathie in den Lernenden aufzubauen, die dazu führen soll, dass solche Taten nie wieder passieren können, muss erklärtes Ziel einer kritischen Schule sein. Und um dem Vergessen entgegenzuwirken, müssen wir alle etwas tun.
TOLERANZ
„Wir müssen alle etwas dafür tun.“ Diese Aufforderung und Feststellung durchzog auch den multimedialen Vortrag vom international bekannten Politologen Ingo Espenschied, der anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes in der Peter-Ustinov-Schule zu Gast war. Die GSW-Fachbereichsleiterin Julia Witte hatte zu diesem Vortrag an der Schule eingeladen.
Die SchülerInnen des 10. Jahrgangs und der Klasse 9G bekamen die beeindruckende und einzigartige deutsche Verfassungsgeschichte als Live-Vortrag unterstützt mit kurzen Filmsequenzen erlebbar gemacht.
Gleich zu Beginn stand die Frage im Raum: Wieviel Selbstverständnis legen wir heute an den Tag? Wie oft vergessen wir das große Glück, in einer stabilen Demokratie zu leben? Das Erhalten dieser Standards ist tagtägliche Aufgabe von uns allen. Denn es war nicht immer so, dass Deutschland ein angesehener Partner in Europa war. 1945 endet der Zweite Weltkrieg nach sechs grausamen Kriegsjahren. Deutschland war verhasst in der Welt.
Trotz der nie dagewesenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf deutschem Boden gewährten die Besatzungsmächte den diktaturgebeutelten Deutschen ein Mindestmaß an politischer Selbstbestimmung. Es folgte die Gründung der Bundesländer, die anfangs die Politik bestimmten und im Westen Deutschlands entwickelte sich zarghaft eine Demokratie.
Aber auch Weltansichten prallten damals aufeinander: Ost gegen West. Es gab keine Chance auf Verständigung , es würde eine Zweistaatenlösung geben. Und um den provisorischen Charakter des neuen westdeutschen Staates BRD zu unterstreichen, gab es eben keine Verfassung, sondern ein Grundgesetz. Wie wir aus heutiger Sicht sagen können, einem Meisterwerk.
Die ergänzenden Worte vom kommissarischen Schulleiter Thomas Wachtmeister über die gelebte Demokratie in der Schule rundeten den Vortragsvormittag ab und zeigten den Anwesenden auf, dass wir dabei sind, etwas zu tun für unseren Liebling - unsere Demokratie. Jede Klassensprecherwahl, jede Gesamtkonferenz und jeder Schulelternrat zeugen davon. Denn wie eingangs gesagt: Wir müssen alle etwas dafür tun.
Ein herzliches Dankeschön an das Team von DOKU Life und Ingo Espenschied!
GEMEINSCHAFT
Gemeinsames Handeln und zusammen etwas tun war auch Tenor des Theaterstückes „Alle satt“, das von der Fairtrade Initiative Hude an die PUS geholt wurde.
Die Jahrgänge 5 bis 7 bekamen ein energiegeladenes Stück zu sehen, das vor allem durch die Live-Musik und den Gesang zu einer bleibenden Erinnerung werden wird. Mit Humor, Nachdenklichkeit und Herz erzählt das Theaterensemble eine Geschichte, die uns alle betrifft: Wie können wir eine gerechte Welt schaffen, in der alle Menschen genug zu essen haben und fair behandelt werden? Oder simpler: Woher kommt unser Apfel im Supermarkt?
Die Zuschauer erfahren auf unterhaltsame Weise, wie unser eigenes Handeln hier vor Ort Auswirkungen auf Menschen in anderen Teilen der Welt hat. Das Stück lädt dazu ein, Fragen zu stellen:
Woher kommen unsere Produkte? Unter welchen Bedingungen wurden sie hergestellt? Was können wir selbst tun, um eine bessere Welt zu schaffen?
Durch viele Möglichkeiten, sich einzubringen in das Stück, hatten die Schüler immer die Aufmerksamkeit auf die Bühne gerichtet. Wir müssen alle etwas tun, damit eine faire Welt kein Tagtraum bleibt. Einen herzlichen Dank an die Fairtrade Initiative und das Theaterteam von „Alle satt“, die das Thema einer gerechten Welt erneut auf die Agenda gebracht haben!
Und jetzt? Nun haben Sie liebe Leserin, lieber Leser einen Einblick bekommen in die Aktionen an der Peter-Ustinov-Schule Hude. Vielleicht spricht Sie einer der Berichte besonders an und Sie kommen ebenfalls ins Handeln für die Grundwerte Respekt, Toleranz und Gemeinschaft, denn „wir müssen alle etwas dafür tun“.
Text: Wiebke Dobe Bilder: Wiebke Dobe u. Dr. Joest Leoplod